Introvertiert - Frequently asked questions
October 22, 2015
Mein Name ist Jacques und ich bin introvertiert. Grund zur Sorge? Ganz im Gegenteil!
Natürlich bin ich nicht zu einhundert Prozent introvertiert. Das ist vermutlich keiner. Wie in (fast) allen Lebenslagen kommt es auf die gesunde Mischung an und bei mir dominiert eben das Introvertierte. Warum aber ist das Wort introvertiert so merkwürdig negativ behaftet? Vielleicht kann ich als “Opfer” dieser Lebensstilpräferenz ein wenig Licht ins Dunkel bringen und ein paar Missverständnisse aufklären.
Dafür habe ich mich mit einer guten Freundin unterhalten, die von sich behauptet ausgeprochen extrovertiert zu sein (sie verwendet dafür allerdings die Umschreibung “normal”). Einige ihrer Anmerkungen zu meiner Person habe ich hier nachfolgend zusammengetragen:
“Aber du bist doch überhaupt nicht schüchtern!”
Stimmt, ganz und gar nicht. Schüchternheit ist nicht gleichzusetzen mit Introversion, obwohl sie natürlich durchaus ein Sympton sein kann. Schüchtern bin ich jedenfalls nicht. Ich muss allerdings schon einen Sinn in einer Unterhaltung erkennen. Reden nur um des Redens Willen ist überhaupt nicht mein Ding.
“Wie kannst du nur so gerne allein sein? Ich würde durchdrehen vor Langeweile.”
Für mich ist es erholsam allein zu sein. Während Menschen mit einer hohen Tendenz zur Extroversion aus Gesellschaft und Interaktionen mit anderen Menschen Kraft schöpfen, ist es für mich viel effizienter Kopfhörer aufzusetzen, Musik zu hören oder mir neue Themen für meinen Blog zu überlegen. So ist es nunmal. Und trotzdem weiß ich gute Gesellschaft sehr zu schätzen. Nur nicht ununterbrochen. Wer introvertiert ist, ist eben selektiv sozial.
In ihrem Buch “The Introvert Advantage” schreibt Autorin Marti Olsen Laney (frei übersetzt aus dem Englischen):
“Introvertierte sind wie Akkus. Sie müssen gelegentlich damit aufhören Energie abzugeben, sich aufladen. Extrovertierte sind wie Solaranlagen. Sie müssen raus, um Energie zu tanken.”
Ziemlich treffend!
“Du hast ja eh nie Bock auf Party.”
Doch! Und du erkennst bestimmt inzwischen den roten Faden dieses Artikels. Es muss einen Grund geben feiern zu gehen. Naja, das und die Tatsache, dass ich auch nicht jünger werde! ;)
“Du bist nur mit dir selbst beschäftigt.”
Immer diese Extreme! Ich reflektiere gern, vielleicht auch mehr als andere, vielleicht nicht - ich weiß es nicht. Vielleicht gewinnst du den Eindruck, weil ich mich nicht schnell auf Smalltalk einlasse, bzw. mehr zuhöre, als dazu beitrage. Aber unterhalte dich mit mir über das Leben und wir haben den ganzen Tag Gesprächsstoff!
“Du läufst manchmal einfach an mir vorbei!”
Das hat mit der schwächelnden Sehkraft zu tun. Anderes Thema und ganz bestimmt keine böse Absicht!
Bist du introvertiert, extrovertiert oder eine interessante Mischung aus beidem? Wie sind deine Erfahrungen im Umgang mit deinen Mitmenschen? Genießt du den ständigen Kontakt oder brauchst du auch mal deine Ruhe?